Der Cleverprinting-Newsletter 2010

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Sonder-Newsletter U-DACT Monitorzertifizierung

Farbverbindlich oder nicht...

Messtechnik zur Kalibration von Monitoren ist in den vergangenen Jahren immer billiger geworden. Gute Colorimeter inklusive Software zur Kalibration sind bereits ab ca. 200,- Euro zu haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass mittlerweile in vielen Agenturen und Druckereien kalibrierte Monitor stehen.

Aber kaum ein Anwender kann wirklich beurteilen, wie genau sein Monitor nach der Kalibration Farben anzeigt. Die Aussage, "Ihr Monitor wurde erfolgreich kalibriert", die am Ende einer Kalibration angezeigt wird, bezieht sich in der Regel nur auf den technischen Ablauf - und nicht auf die Farbverbindlichkeit des Monitors.

Abhilfe schafft hier das "Display Analysis and Certification Tool" kurz U-DACT, das vom Schweizer Druckverband UGRA entwickelt wurde.

In unserem Oktober-Newsletter stellt Raimar Kuhnen-Burger, anerkannter Colormanagement-Experte und Entwicklungsleiter beim Monitorhersteller QUATO, das Schweizer Werkzeug zur Monitorzertifizierung vor.

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UDACT Monitorzertifizierung en Detail


Heutzutage könnte man annehmen, dass vom Datenaustausch mit PDF-X/3 über das ICC-Farbmanagement nach ISO 15076 bis hin zum Auflagendruck nach ISO 12647 jeder Schritt in der Digitalen Prozesskette verbindlich reguliert ist. Soweit die Theorie, denn in der Praxis klafft eine empfindliche Lücke im ganzen Workflow.

Der Monitor, das unbestritten wichtigste Arbeitsmittel in der visuellen Welt, stellt weiterhin einen blinden Fleck in der Normungslandschaft dar.



Zwar existiert unbeachtet der Öffentlichkeit eine ISO Norm für grafische Monitore. Diese ist jedoch völlig veraltet und gibt kaum Hilfestellung im Alltag. 2007 soll diese ISO 12646, überarbeitet und aktualisiert, neu verabschiedet werden und orientiert sich in den entscheidenden Punkten der Profilgenauigkeit und Graubalance an den Grenzerten des UDACT.
Es scheint kein Zufall zu sein, dass die 12646 vor 12647 in der numerischen Folge steht, denn ohne den Monitor geht es in der Prozesskette eigentlich nicht. Eine ISO Norm ist aber nur die halbe Miete, denn ein solcher Standard muss etabliert werden und die Anwender für das Thema Monitor sensibilisiert werden. Diesen beiden Aufgaben hat sich die UGRA (das Schweizer Pendant zur FOGRA) nun angenommen.

Bislang herrschte ein babylonische Wirrwarr bezüglich der Monitorkalibration, deren Genauigkeit und den Anforderungen des Alltags. Gerade in der Praxis werden Monitore oftmals gar nicht kalibriert oder kalibrierte Monitore weisen nicht die erforderliche Mindestqualität für die farbgenaue Bildbearbeitung und den Softproof auf. Die UGRA setzt nun mit dem Display Analysis and Certification Tool – kurz UDACT – an genau diesem Punkt an.

Sinn und Zweck des UDACT ist es, zwischen Office-Monitoren und Monitoren für die Bildbearbeitung und den Softproof zu unterscheiden. Dazu werden Kriterien wie die Genauigkeit des Weißpunktes, die Neutralität der Graubalance, die Anzahl der tonalen Stufen, die Profilgenauigkeit und die Fähigkeit, Druckverfahren und RGB-Arbeitsfarbräume am Bildschirm zu simulieren einer genauen Prüfung unterzogen.
Zwar besitzt auch fast jeder Hersteller in seiner Kalibrationssoftware eine Prüffunktion. Diese sind allerdings untereinander nicht vergleichbar und stellen zwangsläufig nur die subjektive Herstellersicht auf die Kalibration dar.

Das UDACT stellt nun erstmals einen objektiven Ansatz für eine verbindliche und institutionelle Zertifizierung für Monitore dar. Anders als eine Labor-Norm orientiert sich das UDACT dabei an den tatsächlichen Gegebenheiten des Alltags. Die UDACT Empfehlungen sind das Ergebnis extensiver Praxiserfahrungen und wissenschaftlicher Forschung. Das Prüftool erlaubt dem entsprechend die Messung älterer Monitore, gibt Empfehlungen für den Einsatzbereich und für die Kalibrationseinstellungen. Gerade Letzteres ist ein nicht zu vernachlässigender Pluspunkt, denn die wenigsten Anwender wissen genau, welches Gamma, welche Farbtemperatur oder Luminanz optimal ist.

Hintergrundinformationen zur Kalibration

Die von der UGRA empfohlenen Werte liegen bei 5.600K-6.000 Kelvin für die Farbtemperatur, einem Gamma von 1.8 oder alternativ L* (sprich L-Star). Die Empfehlung für ein Gamma von 1.8 leitet sich von den in der ISO 12647 definierten Punktzuwachskurven ab, die mit einem Gamma von 1.8 am Bildschirm besser simuliert werden. Der in Kürze als ISO 22028 genormte ECI-RGB 2.0 Arbeitsfarbraum basiert auf L* - einer gegenüber Gamma-Kurven besser an die menschliche Wahrnehmung abgepassten Helligkeitskurve. [Bei der Frage des Gammas stellt sich auch nicht die beliebte Frage der Plattform – das Gamma ist für Windows oder Mac OS identisch, denn der Druckmaschine ist es vollkommen egal, wo der Auftrag bearbeitet wurde.]

Die Luminanz sollte mindestens 120 Candela pro Quadratmeter betragen, was sich natürlich primär auf TFT Monitore bezieht, da die Mehrzahl der Röhrenmonitore dauerhaft maximal 90 Candela erreichen.

Prüfung mit dem UDACT

Ist ein Monitor kalibriert, wird im UDACT mit dem gleichen Messgerät, mit dem die Kalibration stattgefunden hat, die Kalibration überprüft. Als erstes wird der Weißpunkt des Monitors gemessen. Er darf maximal 2 DeltaE von der Normtemperaturkurve abweichen.
Anschließend wird die Graubalance des Monitors vermessen. Eine optimale, neutrale Graubalance ist die Primäranforderung für einen Proof-Monitor. Die erlaubten Abweichungen halten sich entsprechend in engen Grenzen. So darf die mittlere Abweichung über die 21 vermessenen Graustufen DeltaC 1 nicht überschreiten. Zudem ist eine maximale Schwankungsbreite von DeltaC 2 definiert.

Ein Monitor, dessen Grauachse zu bunt ist, oder einmal in Richtung rot und dann in die z.B. in Richtung grün tendiert fällt dabei durch. Speziell unpräzisere Kalibrationslösungen schränken die Anzahl der tonalen Stufen deutlich ein. Für eine Zertifizierung darf der Tonwertverlust 5% nicht überschreiten.

Für die Ermittlung der Profilgenauigkeit werden 35 Farben vermessen und ein Ausreißer mit einem maximalen DeltaE von nur 6 und einem mittleren DeltaE von lediglich 3 wird toleriert. Optional schließt sich an die Kalibrationsprüfung die Messung der Flächenhomogenität nach ISO 12646 an. Diese Messung fließt aber nicht in die Bewertung ein und hat rein informativen Charakter.

Zu Guter Letzt wird der schon von Hardcopy Proofsystemen bekannte ugra/fogra Medienkeil 2.0 am Bildschirm vermessen. Er bildet die Grundlage für die Ermittlung der tatsächlichen Farbraumabdeckung des Monitors bezogen auf Druckstandards wie Offset, Tiefdruck und Zeitungsdruck. Innerhalb der 48 Farbfelder des Medienkeils darf eine mittlere Abweichung von DeltaE 4 nicht überschritten werden und je nach Gamutgröße wird der Monitor dann für den Softproof mit einem geeignetem Druckverfahren empfohlen. Darüberhinaus wird auch die jeweilige Übereinstimmung des Monitors mit den drei gängigsten Arbeitsfarbräumen ECI-RGB, Adobe-RGB und sRGB ermittelt.



Wenn ein kalibrierter Monitor nur eines der normativen Mess-Szenarien nicht besteht, wird er auf die Verwendung für Layout Zwecke abgewertet. Es reicht für die Farbbeurteilung im Allgemeinen und speziell für Soft- und Remoteproof im Übrigen nicht aus, einen großen Farbraum zu haben. Die Kalibration innerhalb dieses Monitorfarbraums muss auch entsprechend genau sein. Umgekehrt eignet sich ein sehr genau kalibrierter Monitor mit kleinem Farbraum dennoch für Aufgaben, die nur einen kleinen Farbraum wie z.B. im Zeitungsdruck benötigen. Die angelegten Qualitätskriterien selektieren – entsprechend der Intention des Prüftools – deutlich zwischen Software kalibrierten Office-Monitoren und für den Softproof geeigneten Monitoren.



Nach Abschluss der Prüfung gibt ein umfangreiches Protokoll Aufschluss darüber, wie genau der Monitor Farben darstellt. Hier können Sie sich ein Original-Prüfprotokoll eines Monitores herunterladen.


So gesehen liefert das UDACT für eine Fülle an wichtigen Detailfragen rund um den Softproof eine probate Lösung und dies um so mehr, da das UDACT jedem Interessierten offen steht. Für 370 Franken ( 270 Euro ist es direkt bei der UGRA (http://www.ugra.ch) bzw. auch im Online Shop der fogra http://www.fogra.org zu erhalten. Anwender von Quatos Proof-Monitoren können sich zudem darüber freuen, dass das Tool bereits in die mitgelieferte Kalibratonssoftware integriert ist.

Raimar Kuhnen-Burger
Quato Technology GmbH


Original-Prüfprotokoll eines Quato-Monitores

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